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1. About darkviktory:
Die Person hinter dem Projekt (Forts.)

RD: Gab es bei dir irgendwann den bekannten „Bruch“ mit dem Medium? Viele geben das Medium in der Pubertät auf, weil es zu „kindisch“ ist oder andere Themen in den Fokus rücken. Das Hörspiel an sich entdecken sie dann oft Mitte/Ende der 20er wieder.  

MR: Den gab es nie, nein. Ich höre bis heute mit meinem Boyfriend zum Einschlafen Bibi Blocksberg und wenn ich alleine bin die drei ???. In den Jahren kamen eher noch die Hörbücher dazu, gerade seitdem wir unsere Hündin haben. Hörspiele, Hörbücher und Podcasts sind ein netter Begleiter für lange Spaziergänge.

RD: Falls du heute noch oder wieder Hörspiele hörst: Welche Produktionen sind das?

MR: „Die Ferienbande“ habe ich vor einigen Jahren entdeckt und ist bis heute eine Empfehlung für jeden, der früher gern Jugend-Krimis wie die drei ???, die 5 Freunde oder TKKG gehört haben. Aber auch „Lynn ist nicht allein“ von FYEO war eine innovative Idee, auf die ich während der Entwicklung von SCHREIB MICH AB stieß – ein Krimi-Hörspiel im Found-Footage-Stil. Ansonsten natürlich diverse Podcasts wie den „Haschimitenfürst“ von Andreas Fröhlich und Kai Schwind.

Ich kann ja mal von mir sprechen: Hörspiele sind für viele etwas angestaubt – besonders für das junge Publikum und ich hab mich gefragt, was wir bei SCHREIB MICH AB anders machen könnten.

RD: Sollten es „klassische“ kommerzielle Produktionen sein: Wo siehst du Unterschiede oder auch Verbesserungsbedarf bei diesen im Bezug auf die veränderten Hörgewohnheiten junger und jüngerer Hörer:innen? Oder kurz: Wo siehst du die Unterschiede und Knackpunkte bei GenX-Produktionen für GenZ-Hörer:innen?

MR: Ich kann ja mal von mir sprechen: Hörspiele sind für viele etwas angestaubt – besonders für das junge Publikum und ich hab mich gefragt, was wir bei SCHREIB MICH AB anders machen könnten. Meine Antwort war: Aktuelle Musik, gepaart mit einem eigenen Soundtrack, der modern klingt und einen hohen Widererkennungswert hat. Dazu junge, frische Sprecher, die die jungen Hörer aber auch schon aus ihren Lieblings-Netflix-Produktionen kennen, wie Christian Zeiger („13 Reasons Why“) oder Rieke Werner („Chilling Adventures of Sabrina“). Ich glaube, es hilft einfach sich vorzustellen, wen man erreichen möchte und dann in direkten Austausch zu gehen. So hatte der rbb zum Beispiel eine WhatsApp-Testgruppe organisiert, bestehend aus 14-16jährigen, die uns bei grundlegenden Entscheidungen wie Wortwahl, Musik und Interessen zur Seite standen. Die interaktive Komponente ist natürlich auch ein Aufmerksamkeitsmagnet, der durch seine Innovation allein schon zum Austausch in der Zielgruppe anregt. Ums kurz zu machen: Rede mit der Zielgruppe und erfahre, was sie wirklich möchte. Dann finde einen Mittelweg zwischen dem, was sie wollen und dem, was du erzählen und mitgeben möchtest.  

RD: Das perfekte Hörspiel für mich ist…
(Das kann alles sein: Eine bereits bestehende Produktion oder natürlich auch Punkte, die für dich persönlich das perfekte Hörspiel ausmachten, story- oder charaktermäßig, technisch, vom Erzähltempo, den Sprecher:innen, der technischen Umsetzung her). 

MR: …ein queeres Hörspiel, das produziert ist, als wäre es ein Hollywood-Blockbuster, in dem man etwas über sich lernt, was man vorher nicht wusste – sei es Fakt oder Selbsterkenntnis oder beides.

Ich bin der Überzeugung, dass Stories, aus denen wir etwas lernen und zu denen wir emotional connecten, weil sie Dinge aufzeigen und mir Richtungen weisen, die Stories sind, die einen besonderen Platz in unseren Herzen haben.

RD: Zwischen „Hörspiele/Unterhaltungsmedien sollen nur unterhalten“ und „Hörspiele/Unterhaltungsmedien sollen auch ein Bewusstsein für gesellschaftliche und/oder politische Schieflagen und Probleme, ebenso wie für marginalisierte Gruppen Sichtbarkeit schaffen“ – wo siehst du für dich die Ideallinie?
(Es kann natürlich eine dieser beiden Positionen sein, aber auch alles dazwischen – wenn es etwa projekt- oder themenabhängig ist. Und: Es „muss“ natürlich nicht für jedes Projekt gelten – deshalb auch nur die Ideallinie, also was Hörspiele oder Unterhaltungsmedien idealerweise bezwecken sollen; das schließt keine reinen „Spaßprojekte“ aus, wenn man trotzdem eher zum zweiten Punkt tendiert).

MR: Naja, ich sag mal so: Wenn ich eine Geschichte schreibe, die nur unterhält, aber nichts zu sagen hat, würde ich es vorziehen, sie nicht zu erzählen. Aber das ist nur meine persönliche Meinung. Klar ist es gut, dass es auch Unterhaltungscontent gibt. Ich bewundere aber Geschichten, die beides tun. Die alten Simpsons-Folgen, South Park, selbst die meisten Disney-Filme haben einen klaren Punkt, den sie vermitteln wollen. Ich bin der Überzeugung, dass Stories, aus denen wir etwas lernen und zu denen wir emotional connecten, weil sie Dinge aufzeigen und mir Richtungen weisen, die Stories sind, die einen besonderen Platz in unseren Herzen haben. Das möchte ich: Geschichten erzählen, in denen sich Menschen sehen und die ihnen Halt und Richtung geben, wenn sie sich verloren fühlen.