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1Live Plan B Krimi: 'Die Infektion'. Ausstrahlung 29.11.2012, 23 Uhr.
© Westdeutscher Rundfunk Köln, 2010.

„Die Infektion“

von Robert Weber

— Produktionsinfos:

Regie: Annette Kurth
Redaktion: Natalie Szallies
Länge: 54 Minuten
Produktion: WDR 2010

Sprecher:

Tim Seyfi, Luise Helm, Sigrid Burkholder, Lars Rudolph, Udo Schenk, Thomas Piper, Matthias Haase, Laura Maire, Mark Oliver Bögel, Martin Bross, Tom Zahner, Florian Lukas, Volker Lippmann, Konstantin Lindhorst, Jean Paul Baeck.

 

Inhaltsangabe des Senders:

Als innerhalb von wenigen Stunden zahlreiche Patienten mit den gleichen schweren Krankheitssymptomen in die Uniklinik Köln eingeliefert werden, wird Katastrophenalarm ausgerufen. Noch ist unklar, ob es sich bei dem „Massenanfall Infizierter“ (MANI) um einen bioterroristischen Anschlag oder um ein mutiertes Virus handelt. Als die ersten Infizierten sterben, wird die Klinik großräumig abgeriegelt. Ein Ausbreiten der Seuche soll um jeden Preis verhindert werden. Für die Eingeschlossenen beginnt ein erbitterter Überlebenskampf, denn das Virus greift rasend schnell um sich. Einziger Kontakt zur Außenwelt ist der Moderator der Radiosendung „Nachtaktiv“. Ein realistisches „Was-wäre-wenn“-Szenario auf der Grundlage echter Pandemie- und Katastrophen-Notfallpläne.

— Meine Meinung:

28 Days Later in Köln.

Seit Jahrzehnten fühlen sie sich im Horrorgenre pudelwohl und haben nicht zuletzt durch wortwörtlich ausgezeichnete Serien wie The Walking Dead oder das gerade ins Kino kommende Endzeitspektakel World War Z mit Brad Pitt auch beim breiten Publikum, dem Mainstream, Hochkonjunktur: Zombies. Mal mehr, mal weniger plausibel wollen sie einfach nicht unter der Erde bleiben, sobald sie das Zeitliche gesegnet haben.

Endzeit beginnt in Kölner Uniklinik!

Dabei ist Deutschland bislang immer „glimpflich“ davon gekommen, will heißen: Deutsche Zombieproduktionen sind fast wie typische eBay-Hörspielangebote: Zwar nicht OVP, aber RAR!
Und jetzt mal Spaß beiseite: „Die Infektion“ gehört zu den Vertretern des Genres, die eher auf Nachvollziehbarkeit setzen. In Köln breitet sich rasend schnell eine aggressive Mutation eines Tollwutvirus aus. Es dauert nicht lang, bis in der Kölner Uniklinik nicht nur das Personal ob der Anzahl an Notfällen, sondern auch die Pathologie mit Platzmangel überfordert ist.

Daß man dabei eine kreativ-chaotische Inszenierung nutzt, ist nicht nur logisch, sondern ein brillantes Stilmittel: Anstelle von vorhersehbaren, klassischen Handlungsbögen wird hier zwischen Radiosendungen, Anrufen, Momentaufnahmen und Perspektivwechseln gearbeitet, was im Kopfkino dem beliebten „Wackelkamera“-Effekt bei Found Footage Filmen gleicht.

Voldemort geht steil, Alf ist nicht wieder zu erkennen.
Und Megan Fox ist auch dabei!

Bei den Sprechern tummeln sich interessante Namen:
Udo Schenk, der u.a. Gary Oldman, Ralph Fiennes und Kevin Bacon synchronisiert, Thomas Piper, der hier keine Sekunde Erinnerungen an seinen Synchronsegen und -fluch gleichermaßen aufkommen lässt: „Alf“. Dazu Florian Lukas, Tim Seyfi als Radiomoderator ‚Kupa‘ und Luise Helm, die u.a. Megan Fox und Scarlett Johansson synchronisiert.

Daß alle einen starke Leistung bieten, muß nicht explizit betont werden, allerdings muß ich insebesondere Schenk und Piper herausnehmen: Beide legen wirklich erschreckend gute Leistungen hin.

Johnny Cashs Texmex-Nightmare on Elm Street-Rockabilly.

Genau so irre wie die Erzählweise ist die musikalische Untermalung: Da geben sich Johnny Cash und Charles Bernsteins prägnantes und über die Jahrzehnte zum Kult gewodenes Main Title Theme von A Nightmare on Elm Street die Klinke in die Hand, da wechseln sich an Robert Rodriguez‘ Texmex-Musiken angelehnte Stücke mit Rockabilly ab – kurz: Schräg – aber passend.

Bei den Geräuschen läuft ebenfalls alles rund: Egal ob es alltägliche Geräuschuntermalungen sind, die hoffentlich nicht Alltag werdenden Geräusche beim Durchsetzen des Ausnahmezustands, die Auftritte der Zombies oder ein Helikopterflug: Hier wird ein sehr breites Spektrum an Geräuschen und Atmosphärenelementen benötigt – und geliefert.

Fazit:

Bei Produktionen wie „Die Infektion“ ist es oft ein klassisches Dilemma: Die Produktion ist von vorn bis hinten großartig. Großartig geschrieben, großartig gesprochen, großartig inszeniert. Und dann weiß man: Dieses Teil wird man *so* wohl nie regulär im Handel finden, nicht auf CD, nicht als Download. Zumindest nicht in dieser Form, denn da gibt es eine Institution, die jedwede Veröffentlichung insbesondere durch die verwendeten Musiken zu einem 100%igen Verlustgeschäft machten, egal wie gut das Teil ist und wie gut es sich für heutige kommerzielle Verhältnisse verkaufte.

„Die Infektion“ bietet 54 Minuten knackige und durchgehend konsequente (und auch konsequent böse) Unterhaltung, die den bislang immer schön weit entfernten Horror eine Pandemie mit untoten Folgen von weit entfernten Ländern direkt nach Köln holt.
Sollte es wieder einmal ausgestrahlt werden: Merken! Und Anhören.

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