»Vier Männer. Sie verändern die Branche.«
So lautete 1986 eine Kapitelüberschrift im Jubiläumsband zu EUROPAs 25jährigem Jubiläum, „Die Miller-Story – Das 200-Millionen-Ding“.
Neben Dave Miller, Dr. phil. Wilhelm Wille und Harald A. Kirsten war es vor allem der Name Prof. Dr. Andreas Beurmann, der dem kommerziellen Hörspiel in Deutschland -so wie wir es heute kennen und lieben- zum Durchbruch verhalf. Als Mitbegründer von Miller International war er maßgeblich dafür verantwortlich, daß Kinder- und Jugendhörspiele als Tonträger zu einem Medium wurde, welches sich die Zielgruppe auch leisten konnte.
Doch Beurmanns Liebe galt nicht nur dem Wort. Der promovierte Musikwissenschaftler brachte seine Liebe zur klassischen Musik mit in die Produktionen ein – unzählige wunderbare Musikstücke aus seiner Feder fanden ihren Weg in die Hörproduktionen von EUROPA.
Seine Heirat mit Heikedine Körting und die von diesem nicht nur bildlich gesprochenen Traumpaar produzierten hunderten, tausenden Stunden wortwörtlich fantastischer Unterhaltung brachten uns, brachten mir ein Stück gefühlte „Unsterblichkeit der Jugend“. Jedes Mal, wenn ich die alten „Fünf Freunde“, „Perry Rhodan“, „Masters Of The Universe“, „TKKG“ oder „Die drei ???“, „Macabros“, „Larry Brent“, „Dämonenkiller“ höre, oder auch die späteren Serien wie „Airwolf“, „Das A-Team“, „Knight Rider“, „A Nightmare On Elm Street“ oder „Filmation’s Ghostbusters“, bin ich wieder Kind oder angehender Jugendlicher. Es ist, als ob diese Zeit nur einen Wimpernschlag entfernt sei. Ewig. Unsterblich.
Doch leider sieht die Realität seit gestern anders aus: Andreas Beurmann hat uns nun verlassen. Das ist traurige Gewissheit. Natürlich liest man wieder: „Aber 88 Jahre ist auch ein stolzes Alter“. Ja, das mag sein. Macht es den Verlust dadurch erträglicher? Nein. Und natürlich heißt es gern „The Show Must Go On“ und ja, etwas anderes bleibt einem auch nicht übrig. Das ist vielleicht das Schwierigste an Verlusten, an Todesfällen – zu akzeptieren, daß es dennoch weitergehen wird. Irgendwie. Und daß zumindest ein kleiner Trost darin liegt, daß gerade Menschen wie Andreas Beurmann mit ihrem Schaffen ein Andenken und Werk hinterlassen, das tatsächlich genau das ist: Ewig. Und unsterblich.
Ich möchte mir nicht anmaßen zu sagen, daß ich auch nur ansatzweise erahnen kann, was dieser Verlust im familiären Bereich bedeutet, was Heikedine Körting und die Hinterbliebenen nun durchstehen müssen. Ich kann und möchte jedoch mein aufrichtiges Beileid bekunden und der Familie alle Kraft wünschen, die sie jetzt benötigt – und das im Glauben, daß, auch wenn es den persönlichen Schmerz nicht nehmen kann, sicherlich sehr viele Menschen, die um das Medium Hörspiel bemüht sind, die damit aufgewachsen sind und es lieben gelernt haben, in Gedanken bei Hinterbliebenen sind.
Andreas Beurmann ist einer der „Hauptschuldigen“, die dafür sorgten, daß ich meine Liebe zum Hörspiel und ja, auch zur klassischen Musik in jungen Jahren fand und bis heute bewahrt habe. Und ich bin für jede Minute dankbar.
In diesem Sinne:
Ein letztes Hoch auf den Mann, der als Produzent Wort bei Miller/EUROPA maßgeblich dafür sorgte, daß Generationen in diesem Land mit fantastischen Hörspielen aufwachsen konnten.
Auf „Onkel Titus“.