Am 31. Januar 2022 ist mit Ekkehardt Belle ein weiterer der ganz Großen mit einer der markantesten Stimmen des Landes von uns gegangen.
Warum ich das erst heute, fast einen Monat später, erwähne? Weil Internet- und Nachrichtenabstinenz manchmal nötig ist. Leider fallen damit auch Dinge aus dem Blickfeld, die gemeinhin mein primäres Interessensgebiet in Sachen Unterhaltungsmedien sind. Oder kurz: Ich habe es selbst erst gerade gelesen und bin geschockt.
Ekki war mehr als nur „die deutsche Stimme von“ – auch wenn wir Hörspiel- und Synchronfreunde ihn natürlich vor allem deshalb kennen- und schätzen gelernt haben dürften. Egal ob im Synchron als sprechender Hut in den Verfilmungen der Romanserie einer Autorin, die sich leider im Laufe der letzten Jahre zu einer offen transfeindlichen Person entwickelt hat (was hier nicht Thema sein soll – die Ausführung dient lediglich als Erklärung, weshalb ich den Namen und den/die Titel nicht namentlich nenne), als die Stimme von Steven Seagal, Eric Roberts, Michael Madsen in Tarantinos The Hateful Eight und Once Upon A Time In Hollywood, „Robert Baratheon“ Mark Addy in Game of Thrones, Lorenzo Lamas in der Serie Renegade, Kevin Sorbo als Hercules, sowie dem „Ur-Hulk“, bzw. Dr. Banner Bill Bixby in der 70er/80er-TV-Serie Der unglaubliche Hulk.
Oder im Hörspielbereich in Ivar Leon Mengers Monster 1983, Freelancer, als Erzähler in der wunderbar schrägen Hörspielserie Dodo, sowie zuletzt noch im Thriller Blaues Herz und dem Fantasyhörspiel Erwachen (1): Der Pfad der Bestien – und natürlich als Saber Rider, sowohl in der Animeserie, als auch den Hörspielen. Eine besondere Erwöhnung verdient natürlich das Live-Hörspiel Pre Fiction, das als Hommage an „Pulp Fiction“ konzipiert war und in welchem Belle bei den Aufführungen in der Berliner Kulturbrauerei (2012) u.a. mit weiteren Synchrongrößen wie Hans-Georg Panczak, Katrin Fröhlich und Dietmar Wunder, sowie im Kölner ArtTheater (2014) und der Volksbühne Köln/Millowitsch-Theater (2015) mit Helmut Krauss, Marcus Off u.a. auf der Bühne stand.
Ekki sagte einmal -sinngemäß-, er habe keine Fans, Fans hätten die Schauspieler, denen er seine Stimme lieh. Ich möchte vehement widersprechen: Doch, Ekki, du hattest und hast Fans (im Sinne von Menschen, die deine Kunst zu schätzen wissen, nicht im Sinne des Wortursprungs fanatics). Menschen, die -wenn es um die Stimme geht- genau dir zuhören wollten und wollen, nicht denen, die deiner Stimme ihre Gesichter liehen, egal ob real, gezeichnet oder CGI.
Mit Ekkehardt Belle ging eine der wenigen Stimmen, die -ohne Übertreibung- Generationen von Hörspiel- und Synchron-affinen Menschen prägte, von den „Kassettenkindern“ bis zur Generation Z, aber auch und insbesondere ein Mensch, der sich nie als „Star“ fühlte, aber durch seine Art und seine Geradlinigkeit zumindest für viele ein Vorbild war und ist (beruflich, wie privat).
Danke für die unzähligen Stunden packenden Spiels, unglaublicher Sprachpräzision und grenzenloser Coolness (vor und abseits des Mikrofons – und davor natürlich, wenn es die Rolle erforderte).
Weiterführende Links:
- „Trauer in München: Schauspieler und Synchron-Star Ekkehardt Belle ist tot“ (Abendzeitung München)
- Artikel zum Tod Ekkehardt Belles bei Filmstarts
- Interview der Media-Paten mit Ekkehardt Belle (youTube, 2019, Dauer: 37.17 Minuten)
- Liste von Ekkehardt Belles Synchronrollen in der Synchronkartei