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Morton Rhue: Boot Camp
Gelesen von Tim Niebuhr

Veröffentlicht: GoyaLiT / Jumbo Verlag, 2007

3 Audio-CDs
ISBN-Nr. 978-3-8337-1684-3

Inhaltsangabe des Verlags:

„Du kommst hier nicht raus, wenn du ihnen vorspielst, was sie haben wollen. Du kommst hier nicht erst raus, wenn du bist, was sie haben wollen.“

Erniedrigung, körperliche Gewalt und brutaler Regelkodex – so sieht der Alltag von Connor aus, seit seine Eltern ihn in das Umerziehungsheim „Lake Harmony“ bringen ließen. Eine verhängnisvolle Strafe dafür, dass er in seine Lehrerin verliebt ist und sich gegen den elterlichen Lebensstil sträubt. Wie erfolgreich wird die Gehirnwäsche? Kann Connor die rettende Flucht gelingen? In seinem Roman „Boot Camp“ zeichnet der Erfolgsautor Morton Rhue ein erschütterndes Bild von amerikanischen Erziehungsanstalten – und davon, wie sie Jugendliche quälen und brechen.

Meinung:

Morton Rhue ist kein Mann der leichten Themen. Sein Roman „Die Welle“ gehört in den Schulen zum Pflichtprogramm, mit „Give a boy a gun“ (unter dem Titel „Ich knall euch ab“ in Deutschland erschienen), „Ghetto Kidz“ und „Asphalt Tribe“ spricht er immer wieder brisante Themen an, die Jugendliche betreffen. Themen wie Faschismus, Machtmißbrauch, gesellschaftliche Dissonanzen, Unterdrückung des freien Willens etc. bettet er in packende Erzählungen ein und schafft es, die behandelten Themen zwar eindinglich, indes ohne moralischen Zeigefinger, der einem die Augen, bzw. Ohren aussticht.

So schafft es auch „Boot Camp“ den Leser auf der einen Seite in seinen unbamherzigen Bann zu ziehen, streckenweise fast zu verstören, auf der anderen Seite ob der leider auf brutaler Realität basierenden Schilderungen den Leser, bzw. Hörer zum Nachdenken zu bewegen. Die Brillanz Rhues findet sich nicht in endlos verschachtelten, komplexen Satz- und Erzählstrukturen – die Bücher handeln über Probleme von Jugendlichen und sind somit primär für ein jüngeres Publikum geschrieben. Sie -die Brillanz Rhues- zeigt sich stattdessen darin, daß er den Leser/Hörer durch lebendige Sprache und grausam-„faszinierende“ Momente in diesen Albtraum zieht, nur um den Hörer letztlich schockiert zurückzulassen – Nachdenken unabdingbar.

Tim Niebuhr liest sehr ordentlich. Zugegeben, anfangs muss er sich ein wenig „warmlesen“, aber bald schon spielt er das Buch mehr als daß er es liest. Er bringt insbesondere den Hauptcharakter, Connor, in all seinen Facetten der Wut, Verzweiflung, Resignation oder Hoffnung ebenso gut rüber wie er den „freundlichen“ Wärter Joe, dessen „Quasi-Gestapo“ oder die beiden Transporteure.

Als Fazit bleibt ein packendes, aber auch verstörendes Hörbuch über ein Stück amerikanische Realität, die gewiss zu den schwärzesten Flecken auf der moralisch gern weiß gesehen Jacke des „Land of the Free“ zählt. Spannend und erfreulicherweise ohne moralischen Dampfhammer, doch definitiv zum Nachdenken anregend geschrieben und erzählt von einem guten Tim Niebuhr, der zwar ein wenig „Warmlesephase“ braucht, aber dann richtig mitgeht. Gewiss keine „Gute Laune“-Unterhaltung für „mal eben zwischendurch“, aber auf jeden Fall eine Empfehlung.


Cover © GoyaLit / Jumbo Neue Medien & Verlag

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